Das Wunder im Einmachglas

 

 

Es war eine ruhige Nacht, als Tim, ein Junge mit einem verschmitzten Lächeln und einer außergewöhnlichen Liebe zur Handwerkskunst, beschloss, seiner Schwester Anne ein besonderes Geschenk zu machen. Anne glaubte, seit dem Tod ihres kleinen Bruders, nicht mehr an Weihnachten und sah die Feierlichkeiten als eine Reihe von Ritualen ohne Bedeutung.

Tim, der das Down-Syndrom hatte, verstand, dass seine Schwester anders dachte. Dennoch glaubte er an die besondere Bedeutung von Weihnachten. Er entschied sich, aus den Haselnuss-Stöcken, die er im Sommer abgeschnitten hatte, eine  Krippe aus Holz zu schnitzen und sie Anne zum Geschenk zu machen, um ihr das Wunder der Weihnachtszeit näherzubringen.

Tag für Tag arbeitete Tim behutsam an den Hölzern. Seine Finger formten mit dem alten Messer, das er von Opa bekommen hatte, behutsam jede Figur aus Holz – Maria, Josef und das Jesuskind. Er versuchte, die Liebe und Wärme, die er mit Weihnachten verband, in seine Figuren zu legen.

Als die Figuren fertig waren, brauchte er noch einen Stall dafür und den hat er schnell gefunden, als er in der Küche ein altes Einmachglas fand. Zunächst nahm er aus dem Hasenstall ein bisschen Heu und polsterte das Glas aus und stellte dann Josef, Maria und das Kind hinein.

Tim betrachtete sie mit einem Strahlen in den Augen. Er rief Anne zu sich und überreichte ihr das Geschenk. Seine Schwester war zunächst überrascht und irritiert, aber als sie die Figuren im Glas genau anschaute, war ihr so als spürte sie die Tiefe der Liebe, die in Timis Werk steckte.

Tim erklärte ihr sanft die Geschichte der Krippe und wie sie die Geburt Jesu darstellte. Er erzählte von der Bedeutung des Friedens, der Versöhnung und auch von der Bereitschaft zu teilen. All das verstand Tim von Weihnachten. Anne lauschte seinen Worten und begann zu verstehen, was für Tim die Bedeutung dieses Festes ausmacht.

Die heilige Familie aus Holz, geschnitzt von Timis Händen, war nicht nur ein Geschenk, sondern eine Botschaft von Liebe und Verständnis. Es war eine Geste auch von Großzügigkeit, die Anne half, Weihnachten aus einer anderen Perspektive zu betrachten – nicht als bloßes Ritual, sondern als Feier von Liebe und Menschlichkeit.

Timis Geschenk war für Anne bedeutend, nicht nur, weil sie ihn so sehr liebte, sondern weil er ihr das Wunder von Weihnachten auf seine Art und Weise nahe brachte. Es war ein tiefer Moment der Verbundenheit zwischen den Geschwistern. Er zeigte, dass etwas auch existiert obwohl ich es nicht sehen kann und dass der Glaube an etwas Größeres nicht immer religiös sein muss, sondern in der Einfachheit einer Geste und der Liebe zwischen Menschen zu finden ist.