Bischof Jacques Gaillot ist am 12. April 2023 im Alter von 87 Jahren verstorben. Mit seinem Tod verliert die katholische Kirche eine ihrer markantesten Stimmen für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Verantwortung.
Jacques Gaillot war zeitlebens ein Mann der Tat. Als Seelsorger und Bischof setzte er sich unermüdlich für die Belange sozial schwacher Menschen ein. Er kämpfte gegen Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit, engagierte sich für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten und kämpfte gegen die Todesstrafe. Für uns im Brückenhaus war es wundervoll, dass er uns 2001 besuchte. Er saß mit uns an einem Tisch um uns kennenzulernen und mit uns zu essen. Wir haben Jacques als einen engagierten und friedvollen „kleinen Bischof“ wahrgenommen, der sich für eine Kirche einsetzt, die näher an den Bedürfnissen und Sorgen der Menschen ist. Er verabschiedete sich schließlich mit einer herzlichen Umarmung ohne Geschnörkel, fast wie ein Freund.
Jacques Gaillot war bekannt für seine kontroversen Aussagen und Aktionen. Er sprach sich für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt aus, kritisierte offen die katholische Kirche für ihre Haltung in Fragen der Sexualität und Verhütung und engagierte sich für die Rechte von Homosexuellen.
Für all diese Haltungen, und vor allen wegen seines Engagements für die sogenannten „passlosen Menschen“ musste er schließlich seinen Bischofsitz räumen und wurde 1995 von Papst Johannes Paul II. seines Amtes enthoben. Er selbst sagt dazu: „Ich bin jetzt machtlos, aber frei„.
Jacques Gaillot wird uns und vielen Menschen als eine inspirierende Persönlichkeit in Erinnerung bleiben, die mit Mut und Überzeugung für ihre Ideale eingestanden ist. Sein Tod ist ein Verlust für alle, die sich für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Verantwortung einsetzen.
Es gibt Freunde, die fallen einem so unverhofft in den Schoß,
dass man fast meinen könnte irgendeiner hätte geahnt, dass man sie braucht.